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Kommission Refraktive Chirurgie - KRC

Multifokallinsen

Gut sehen nah und fern - Auch im Alter

  • Korrektur für die Nähe und die Ferne
    Multifokallinsen dienen dem gleichzeitigen Ausgleich der Alterssichtigkeit und einer bestehenden Kurzsichtigkeit bzw. Weitsichtigkeit.
  • Die Kunstlinse ersetzt die körpereigene Linse
    Die Augenlinse, die im Alter an Elastizität verliert und sich nicht mehr auf unterschiedliche Entfernungen scharf stellen kann, wird entfernt (siehe Laser-Linsenaustausch) und durch eine Kunstlinse mit mehreren Brennpunkten ersetzt.
  • Unabhängigkeit von der Brille - Auch im Alter
    Durch die Verteilung des einfallenden Lichtes auf mehrere Brennpunkte ("multifokal") ermöglicht die multifokale Linse ein scharfes Sehen in allen Entfernungen.
Wie funktioniert eine Multifokallinse?
Blick durch die Spaltlampe: Die multifokale Kunstlinse im Auge. Die zentralen Ringe erzeugen das Nahbild.


Blick durch die Spaltlampe: Die multifokale Kunstlinse im Auge. Die zentralen Ringe erzeugen das Nahbild.

Während eine monofokale Kunstlinse über nur einen Brennpunkt verfügt und somit nur in einer Entfernung scharf abbilden kann, weist eine multifokale Kunstlinse mehrere Brennpunkte auf, daher der Begriff "multifokal". Es gibt zwei Hauptbrennpunkte, einen für die Ferne und einen für die Nähe. Multifokale Kunstlinsen ermöglichen also gleichzeitig ein scharfes Sehen in Ferne und Nähe.

Vor- und Nachteile verschiedener Linsenmodelle

Moderne Multifokallinsen verfügen über drei Hauptbrennpunkte, daher wird auch häufig der Begriff „Trifokal-Linse“ verwendet. Einer liegt in der Ferne, der zweite liegt bei zirka 30 – 40 cm, der dritte liegt bei zirka 60 cm.

In einem typischen Fall kann daher mit diesen Trifokallinsen in den genannten Entfernungen (von ca. 33 cm bis in die Ferne) ohne Brille gesehen werden, eine Brille ist somit nicht mehr oder nur noch selten erforderlich.

Allerdings hat dieser Komfort auch gewisse Nachteile: Da durch die Brennpunkte feste Distanzen vorgegeben sind in denen ein scharfes Sehen möglich ist, ist eine gewisse Gewöhnung erforderlich. Darüber hinaus ist der mittlere Sehbereich (Computer!) am schwächsten. Durch die Verteilung des Lichtes auf mehrere Brennpunkte entstehen bei Dämmerung und Nacht feine Lichthöfe um Lichtquellen, sog. Halos, die in seltenen Fällen nachts vor allem beim Autofahren stören können.

Als weitere Gruppe gibt es Kunstlinsen mit erweitertem Sehbereich (sog. EDOF-Linsen, „extended-depth-of-focus“). Diese Linsen ermöglichen ein Sehen nur im mittleren Bereich (z.B. Computer) sowie in die Ferne ohne Brille. Diese Linsen haben jedoch im Vergleich zu den modernen Multifokallinsen den Nachteil, dass zum Lesen eines Buches sowie im Nahbereich eine Lesebrille benötigt wird. Sie werden daher kaum noch eingesetzt.

Ablauf der Operation, Heilungsverlauf

Der Linsenaustausch wird ambulant durchgeführt, zur Betäubung sind lediglich Augentropfen erforderlich. In der Regel werden beide Augen mit einem Abstand von 1-2 Tagen operiert. Am Operationstag wird das Auge nach dem Eingriff verbunden. Bereits am Tag nach der Operation ist Ihr Sehvermögen gut, die endgültige Stabilität wird aber erst nach ca. 8 - 12 Wochen erreicht.

Die Operation basiert auf erprobten Techniken, die seit Jahrzehnten bei der Behandlung des Grauen Stars angewendet werden: Die natürliche Augenlinse wird entfernt und an ihrer Stelle wird die Multifokallinse eingesetzt.

Bitte beachten Sie:
Eine multifokale Kunstlinse kann nicht die Bildqualität bieten, die mit der natürlichen Augenlinse und einer zusätzlichen Brillenkorrektur erreicht wird. Die Aufgabe der multifokalen Kunstlinse besteht vielmehr darin, eine brauchbare Sehschärfe in der Ferne und Nähe ohne zusätzliche Brillenkorrektur zu ermöglichen. Hierin ist die Multifokallinse der natürlichen Augenlinse im Alter überlegen.

Für wen sind Multifokallinsen geeignet?

Multifokale Kunstlinsen werden vor allem bei Kurzsichtigkeit oder Weitsichtigkeit und gleichzeitig bestehender Alterssichtigkeit angewandt. Sie können auch bei reiner Alterssichtigkeit eingesetzt werden, falls die Unabhängigkeit von einer Lesebrille gewünscht wird.

Die Sehanforderungen des Patienten sind das Hauptkriterium für die Auswahl des Linsentyps.

Patienten, die viel am Computer arbeiten und nur elektronische Medien verwenden (iPad, etc.) sind mit einer EDOF-IOL oft optimal versorgt. Das gilt z. B. auch für Sportler (Schützen, Bogenschützen, Golfer, Schwimmer, Wanderer, Bergsteiger, Radfahrer, etc.). So kann der Schütze z. B. wieder Kimme und Korn erkennen, der Golfer sieht sein GPS und seine Scorecard, der Wanderer und Bergsteiger seinen Kompass. Wichtige Einschränkung: Es darf nicht erwartet werden, ohne Brille ein Buch lesen zu können.

Für Patienten, die Bücher lesen oder häufig Naharbeiten durchführen, kann die Brillenfreiheit im gewünschten Nahbereich nur mit trifokalen IOL erfüllt werden.

Multifokallinsen sind nicht für Patienten geeignet, die an chronisch fortschreitenden Augenerkrankungen wie z.B. Grünem Star (Glaukom) oder gewissen Netzhauterkrankungen leiden.

Welche Probleme können mit Multifokallinsen auftreten?

Wie beschrieben ermöglichen multifokale Kunstlinsen durch die Verteilung des einfallenden Lichtes auf mehrere Brennpunkte ein scharfes Sehen in allen Entfernungen. Allerdings hat dieser Komfort auch einen Nachteil: Es entsteht ein geringerer Bildkontrast. Das heißt, das Bild ist nicht ganz so scharf wie mit einer Brille - dafür sieht man aber ohne Brille.


Photographische Simulation des Sehvermögens mit der natürlichen Augenlinse (linkes Bild) und mit einer multifokalen Kunstlinse (rechtes Bild). Links ist die Sehzeichentafel in der Nähe scharf, die in der Ferne jedoch nicht lesbar. Rechts kann sowohl die Sehprobentafel in der Ferne als auch die in der Nähe gelesen werden, allerdings ist der Kontrast etwas geringer.

Wenn Sie eine Nahbrille (Lesebrille) nicht stört, bieten monofokale Kunstlinsen ein besseres Sehvermögen.

Wenn Sie andererseits völlig auf eine Brille verzichten möchten, ist dies derzeit nur mit multifokalen Kunstlinsen möglich.

Nach Linsenimplantatin werden in der Dämmerung häufig Lichthöfe um Lichtquellen beschrieben. Unser Gehirn lernt jedoch, mit diesen Veränderungen umzugehen, so dass sie meist nicht als störend wahrgenommen werden.

Multifokallinsen sind so aufgebaut, dass das Sehen in der Ferne besser ist als das Sehen in der Nähe. Hierdurch soll erreicht werden, dass Sie z.B. beim Autofahren keine Probleme haben. In vielen Fällen kann nach einer gewissen Lernphase ganz ohne Brille gelesen werden. Manche Patienten bevorzugen zum längeren Lesen eine Lesebrille, da das Lesen sonst zu anstrengend ist.

Grundsätzlich gilt, dass durch die Multifokallinse die Fehlsichtigkeit erheblich reduziert wird. Jedoch kann nicht in allen Fällen eine völlige Unabhängigkeit von einer Brille erreicht werden. Besteht nach der Operation eine Restfehlsichtigkeit, kann dieser einige Wochen später mittels einer Augenlaseroperation (Femto-LASIK) korrigiert werden.

Da es sich um eine Operation im Inneren des Auges handelt, können in extremen Ausnahmefällen schwerwiegende Komplikationen wie eine Infektion nicht ausgeschlossen werden.

Was können Sie tun, um mit Multifokallinsen gut zu sehen?
  • Reiben Sie in den ersten Tagen nach der Operation nicht die Augen!
  • Benutzen Sie regelmäßig die mitgegebenen Augentropfen; wenden Sie die Augentropfen jedoch nur so lange an, wie es Ihr Arzt angeordnet hat. Eine längere Anwendung der hochwirksamen Medikamente könnte Ihren Augen Schaden zufügen!
  • Nehmen Sie die geplanten Nachuntersuchungstermine wahr.
  • Kommen Sie einmal jährlich zur Kontrolluntersuchung, um evtuelle Veränderungen rechtzeitig erkennen zu können.
  • Suchen Sie bei starken Schmerzen oder plötzlicher Sehverschlechterung sofort Ihren Augenarzt auf.

Es können auch einige wenige Probleme auftreten, die Sie nicht beeinflussen können:
Sehr häufig kommt es Monate oder Jahre nach dem Linsenaustausch zu einer sekundären Trübung hinter der neuen Kunstlinse (Nachstar), die unkompliziert mittels eines speziellen Lasers ohne erneute Eröffnung des Auges behandelt werden kann.
Eine Infektion, Erhöhung des Augeninnendruckes und oder Hornhauttrübung ist ebenfalls möglich, tritt aber nur in seltensten Fällen auf.

 

Sollten Sie weitere Fragen haben, wenden Sie sich bitte an Ihren Augenarzt. Er wird sich die Zeit nehmen, Sie zu beraten und zu informieren.